Die UNO hat zur Jahrtausendwende 8 Ziele für das Jahr 2015 formuliert, die sogenannten Millennium-Entwicklungsziele.
Im Zuge einer Projekteinreichung wurde uns erst bewusst, wie sehr das Kleinspital in Poin alle diese 8 Ziele unterstützt (naturgemäß in erster Linie die Ziele 3 bis 6, aber auch darüber hinaus: Besonders das Ziel 8, das von „Partnerschaft“ handelt, beschreibt unsere Arbeitsweise überraschend gut):
Ziel 1: Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
Das Kleinspital Poin bietet Zugang zu staatlich subventionierten Programmen:
- Impfungen
- Medikamente
- Entbindungen
In der argrarischen Bevölkerung führen Krankheit, niedrige Lebenserwartung und hohe Muttersterblichkeit oft dazu, dass für das Ãœberleben der Familie wichtige Arbeitskräfte ausfallen. Armut und Hunger sind eine direkte Folge mangelnder Gesundheitsversorgung.
Fakten: 20,3% der burkinischen Bevölkerung lebt von weniger als $1,25 pro Tag. Die aktuelle Nahrungskrise 2012 in Folge des zuletzt massiv ausgebliebenen Regens ist insbesondere für die gesundheitlich Angeschlagenen sowie für Kinder lebensbedrohlich.
Ziel 2: Primärschulbildung für alle
Das Dorf Poin verfügt nur über drei von sechs Grundschulklassen, das kann auch das Kleinspital nicht ändern. Doch viele Kinder können auch diese nicht besuchen, da sie aufgrund von Krankheit der Eltern den landwirtschaftlichen Betrieb betreuen müssen.
Fakten: Nur 63,3% der burkinischen Kinder besuchen die Grundschule.
Ziel 3: Gleichstellung der Geschlechter, Stärkung der Rolle der Frauen
Die Geburtenstation Poin nimmt eine wesentliche Rolle in der Aufklärung der Bevölkerung in Sachen Verhütung, Familienplanung und Verhinderung der Beschneidung von Mädchen ein. Neben Entbindungen und Mutter-Kind-Beratung sind Sensibilisierungsveranstaltungen in den Dörfern die Hauptaufgabe der staatlichen Hebamme.
Fakten: 23,2% aller burkinischen Mädchen werden vor ihrem 20. Lebensjahr Mutter. Nur 17,4% der Frauen setzen Familienplanung ein.
Ziel 4: Senkung der Kindersterblichkeit
Durch die Impfkampagnen des Kleinspitals Poin, durch deutliche Reduzierung von Hausgeburten, durch Zugang zu Medizin und durch die Aufklärungskampagnen des medizinischen Personals in Sachen Säuglingshygiene, Malariaprävention, etc. wird die Kindersterblichkeit der bislang unversorgten Region innerhalb weniger Jahre auf Landesdurchschnitt oder darunter senkbar sein.
Fakten: Die Kindersterblichkeit liegt im Landesdurchschnitt bei 17,6%, in der Region Poin dürfte sie mangels Gesundheitsversorgung sehr deutlich darüber liegen. (Es gibt keine Zahlen dazu.) Das Millenniumsziel lautet 3,5% oder darunter.
Ziel 5: Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
Die Geburtenstation Poin bietet erstmals fachgerechte Entbindung sowie Betreuung während der Schwangerschaft und Stillzeit.
Fakten: Das Risiko der Müttersterblichkeit liegt landesweit bei sehr hohen 3,6%, ein Wert der mit der hohen Zahl an Hausgeburten in hygienisch schwierigen Verhältnissen sowie mit der hohen Kinderanzahl – die wiederum auch eine Folge der Kindersterblichkeit ist – erklärbar ist.
Ziel 6: Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
Das Kleinspital in Poin sorgt für Aufklärung und Bewusstseinsbildung, bietet Zugang zu Mosquitonetzen für Säuglinge, führt HIV-Schnelltests durch und gibt Ersatzmilch an HIV-positive Mütter aus.
Fakten: Die HIV-Durchseuchung liegt landesweit bei 1,2%, ein Wert der nicht zuletzt durch die Arbeit von Kleinspitälern in den letzten Jahren sehr stark gesunken ist (2000: 6,4%). 43 von 100 Einwohnern hatten im letzten Jahr Malaria.
Ziel 7: Ökologische Nachhaltigkeit
Das Ziel 7 umfasst insbesondere das Thema „Wasser“: Die Zahl der Menschen weltweit, die über keinen nachhaltigen Zugang zu gesundem Trinkwasser verfügen, soll bis 2015 um die Hälfte gesenkt werden. Der Spitalsbrunnen in Poin bietet allen Patienten, werdenden Müttern und ihren Angehörigen, sowie den Bauersfamilien in der Nachbarschaft Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Fakten: 21% der Bevölkerung Burkina Fasos hat akut keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Ziel 8: Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung
Das gesamte Projekt wird in Form einer Partnerschaft mit der lokalen Bevölkerung abgewickelt. Diese trägt Baumaterialien (Steine, Wasser, Sand) und unqualifizierte Arbeitskraft im Wert von €10.080 (nach den Kostenvoranschlägen der Baufirmen berechnet) bei. Durch diese Partnerschaft zwischen österreichischen und lokalen Finanziers ist eine hohe Identifikation in der Bevölkerung gewährleistet. Das Gefühl des Almosen-Empfangens wird vermieden.